
Eine der frömmigkeitsgeschichtlich signifikantesten Textgruppen des späten Mittelalters ist die sogenannte 'frauenmystische' Literatur. Dieser Band wendet sich einem Aspekt der Texte zu, der in der Literaturwissenschaft bisher zwar passim immer wieder aufgegriffen, nicht jedoch systematisch untersucht worden ist: dem Raum. In diesem Band werden die Konstitution, die narrative Vermittlung und die komplexe Funktionalisierung räumlicher Strukturen in der 'Frauenmystik' am Beispiel der Literatur des nahe Nürnberg gelegenen Dominikanerinnenklosters Engelthal beleuchtet. Im räumlichen Erzählen Engelthals werden theologische, liturgische sowie mystische Abstrakta und Imaginationen konkretisiert, dynamisiert und eng an das soziokulturelle Milieu der Dominikanerinnen angebunden. Die Texte evozieren in je individueller Gewichtung verschiedene räumliche Ebenen unterschiedlicher Extension und Tragweite, die zueinander in Beziehung gesetzt werden und miteinander interagieren. Hierin wird ein literarischer Überschuss vermutet, der über die reine Darstellung milieuspezifischer Lebensrealität hinausgeht: Es werden Prinzipien der Gottesbegegnung in beschreibbare Relations- und Interaktionsfelder übersetzt, wodurch die Texte als Literatur der mystischen Dimensionierung von Welt verstanden werden können.
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