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An einem Tage im Mai des Jahres 1918 ließ sich Ulrich Faber in seinem Schlafzimmer im Hotel den linken Arm neu verbinden, der in dem Kampfgewühl an der Westfront verwundet worden war. Ein Granatsplitter hatte den oberen Armansatz getroffen, als Faber bemüht gewesen war, seinen verschütteten Kameraden, den Leutnant Lorenz Münch, aus dem zerschossenen Graben herauszuziehen. Der Arzt, ein eifriger, freundlicher Herr, war so erfüllt von seiner wissenschaftlichen Mission, wie die über den Jammertälern schwebenden Erzengel von der Gewißheit der göttlichen Gnade erleuchtet sind. Er erklärte mit mildem Ernst, das Ergebnis der Röntgenuntersuchung sei zwar nicht ganz ungünstig, aber auch nicht brillant. Auch der beste Spezialist könne in diesem Stadium nicht sagen, ob der Arm, erfreulicherweise der linke, ganz die frühere Kraft und Beweglichkeit wiedererlangen werde, aber man müsse dem Himmel dankbar sein, denn zwei Zentimeter weiter nach rechts wäre der Geschoßtreffer tödlich gewesen, da hätte die ärztliche Kunst aufgehört. "Daran sind wir" - er pflegte "wir" zu sagen, als ob er sämtliche Verwundungen mit erhalten hätte - "gerade noch glücklich vorbeigekommen." Während er vor dem Arzt stand, der den Arm einschiente, umwickelte und in die richtige Lage brachte, blickte Ulrich Faber in offenbar angenehmer Stimmung durch die offene Tür in den Salon, in dem die blonde Dina Holgers sich mit kleinen gymnastischen Übungen drollig die Zeit vertrieb. Immer wenn er ihre feinlinige Anmut betrachtete, bereitete ihm das ein ästhetisches, künstlerisches Vergnügen, und es war ihm klar, daß er sie mehr noch mit den Augen als mit jenen Sinnen genoß, von denen sonst in seinen Beziehungen ein starker Antrieb kam. Ulrich Faber, der neben dem schon recht baufälligen Seniorchef Friedrich Dönhoff das angesehene Bankhaus Dönhoff, die bedeutendste Berliner Privatbank, leitete, war jetzt 43 Jahre alt. Er war, mit seiner mittelgroßen, kräftigen Gestalt, mit Schultern, deren Zuverlässigkeit nicht durch Aufpolsterung vorgetäuscht wurde, und mit einem gebräunten Gesicht, dichten Augenbrauen, einer nicht absolut klassisch geformten Nase, einem ansehnlichen Mund, den ein kleiner, ein wenig abwärts gebogener Schnurrbart überwölbte, und einem Kinn ohne weichliche Fleischlichkeit keineswegs eine einwandfreie Männerschönheit, aber man spürte eine robuste Vitalität. Das volle, über der breiten, gutgemeißelten Stirn noch dunkle Haar begann an den Schläfen bereits zu ...