
Die Jagd ist eine stark ritualisierte und traditionsreiche Kulturtechnik, wenn auch eine besonders blutige. Dabei können auch Tiere nicht nur Gejagte, sondern auch Jäger:innen sein. Die Tierethik und Tierphilosophie setzen sich jedoch meist mit menschlichen Jagdpraktiken auseinander. Das gewaltsame Töten von freilebenden Tieren gründet auf einem hierarchischen Mensch-Tier-Verhältnis, das heute nicht mehr unhinterfragt akzeptiert und immer häufiger als moralisch höchst fragwürdig charakterisiert wird. Viele Jagdformen fußen aber nicht nur auf hierarchischen Mensch-Tier-Beziehungen, sondern auch auf hierarchischen Mensch-Mensch-Verhältnissen. So wurden beispielsweise Geschlechterdichotomien mit der stereotypen Aufteilung der Menschen in Jäger und Sammlerinnen festgeschrieben und Unterschiede bezüglich Klasse und race durch Jagdgesetze zementiert. Die Geschichte der Jagd kann somit auch als Herrschaftsakt und als eine Geschichte der Inklusion und Exklusion gelesen werden.
In diesem Tierstudien-Band steht die Jagd in all ihren Facetten im Mittelpunkt, immer aber mit einer von den Human-Animal Studies informierten Haltung. Die zumeist jagdkritischen Aufsätze beschäftigen sich mit Souveränität und Macht, mit kolonialer Jagd, toxischer Männlichkeit und Jägerlatein, aber auch mit der Figur der Jägerin. Tiere - darunter u.a. Wölfe, Wildschweine, Rehe und Vögel - tauchen als Jäger:innen, Gejagte und Trophäen auf. Auch der Hochsitz und das Jagdzimmer werden als materielle Bestandteile des Jagdkomplexes analysiert. Weitere Themen in diesem Band sind die Repräsentation und Reflexion der Jagd in Kunst und Literatur, in Unterrichtsmaterial für Kinder, in der Mode, im Tierhorrorfilm und in der Theologie.
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