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Vulkanausbrüche und Erdbeben auf dem Pariser Montmartre? Jörg Dünne zeigt, wie die französische Literatur spektakuläre Szenen aus der Erdgeschichte in die Moderne projiziert. Sein Buch verdankt sich der Begegnung zwischen populärer Theatertradition und geologischen Spekulationen zur Erdentstehung in der französischen Literatur der Moderne, die nur auf den ersten Blick zufällig erscheint. Die Feerie, eine im Paris der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ungeheuer beliebte Theatergattung, trifft dabei auf die Katastrophentheorie des Naturwissenschaftlers Georges Cuvier und ihre populärwissenschaftlichen Darstellungen in spektakulären Szenen aus der Tiefenzeit der Erde. Jörg Dünne zeigt, dass das Aufeinandertreffen von Feerie und Katastrophe mehr ist als nur ein Kuriosum der Literatur- und Wissensgeschichte: Dies liegt vor allem an einer Reihe bekannter Autoren des 19. und 20. Jahrhunderts, von Jules Verne über Gustave Flaubert bis hin zu Louis-Ferdinand Céline, die allesamt nicht nur Liebhaber und Autoren von Feerien waren, sondern auch in ihren Romanen je unterschiedliche Verbindungen zwischen spektakulären Tableaus und erdgeschichtlichen Katastrophen herstellen. Am Beispiel kulturtheoretischer Schriften von Walter Benjamin bis zu Michel Foucault und Gilles Deleuze wird darüber hinaus deutlich, dass der spektakuläre Katastrophismus nicht nur die literarische Imagination bis weit ins 20. Jahrhundert hinein geprägt hat, sondern in bislang unerkannter Weise auch allgemeine Modelle des Denkens von Historizität. Ergänzt wird das Buch um zahlreiche, größtenteils erstmals in deutscher Sprache präsentierte Dokumente aus Theaterfeerien und populärwissenschaftlichen Katastrophenszenarien, die eine alternative wissens- und imaginationsgeschichtliche Genealogie dessen vor Augen führen, was man üblicherweise die ästhetische und epistemologische Moderne nennt.